- EU-Beitritt: 2004
- Beitritt zum Europarat: 1993
- Fläche: 45 227 km2
- Bevölkerung: 1,37 Millionen Einwohner (2023)
- Hauptstadt: Tallinn
- Amtssprache: Estnisch
- Staatsform: Republik
- Staatsoberhaupt: Alar Karis war am 31. August 2021 gewählt
- Regierungschef: Kristen Michel Premierministerin seit dem 23. Juli 2024
- Währung: Euro (seit dem 1. Januar 2011)
- Telefonvorwahl: + 372
- Nationalfeiertag: 24. Februar
- Liste der estnischen Abgeordneten im Europäischen Parlament
Nach Jahrhunderten mit einer Vielzahl an Invasionen und Annexionen durch seine Nachbarn, entwickelt sich im 19. Jahrhundert die wahre estnische Nationalidentität.
- 1917 Nach der Russischen Revolution erlangt Estland tatsächliche Autonomie vom Russischen Zarenreich, in das es seit 1721 eingegliedert war.
- 1920 Die Unabhängigkeit Estlands wird von Russland anerkannt. 14 Jahre lang entwickelt sich das Land in Richtung einer liberalen demokratischen Ordnung.
- 1934 Staatsstreich des estnischen Premierministers, der mit Gewalt ein autoritäres Regierungssystem errichtet.
- 1940 Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Estland von der Sowjetunion annektiert. Nunmehr beginnt die Zeit der Sowjetisierung (der Gesellschaft und der Wirtschaft) und der Unterdrückung jeglichen politischen Widerstands. Die Kommunistische Partei Estlands regiert das Land bis in die 1980-er Jahre mit eiserner Hand.
- 1988 Wiederaufflammen des nationalen Strebens der Esten angesichts der Perestroika-Politik in der UdSSR unter Gorbatschow. Neue politische Kräfte bilden sich heraus, unter anderem die Volksfront Estlands und die Nationale Unabhängigkeitspartei.
- 1990 Diese Parteien, die an der Spitze der anti-sowjetischen Bewegung standen, kommen an die Macht.
- 1991 Estland ruft seine Unabhängigkeit aus. Diese wird von den Sowjetbehörden mehrere Monate später anerkannt.
- 1993 Am 14. Mai tritt Estland dem Europarat bei.
- 1994 Abzug der letzten russischen Truppen.
- 1997 Das estnische Parlament schlägt das russische Angebot, die Sicherheit des Landes zu garantieren, aus. Estland, das seit seiner Unabhängigkeit eher die Annäherung an den Westen sucht, bemüht sich um den Beitritt zur NATO und zur Europäischen Union.
- 2004 Beitritt zur NATO und zur EU.
- 2006 Toomas Endrik Ilves, Sozialdemokrat, wird Präsident der Republik Estland.
- 2007 Estland nimmt den Schenger-Raum auf…
Rathaus, Tallinn © Entreprise Estonia
Estlands Hauptstadt Tallinn hat allein einen Anteil von ungefähr einem Drittel an der Gesamtbevölkerung. Der Name der Stadt tauchte erstmals im Jahr 1154 auf. Tallinn wurde zunächst im 13. Jahrhundert von den Dänen eingenommen und kam dann unter deutsche Herrschaft; darauf folgte eine Zeit der schwedischen und danach der russischen Herrschaft. Der große mittelalterliche Stadtkern besteht aus zwei Teilen – der Oberstadt am Hang des Dombergs mit ihren Befestigungsanlagen und der hoch aufragenden Burg; und der Unterstadt mit ihren mittelalterlichen Häusern und gotischen Kirchen. Die Altstadt, die seit 1997 auf der Liste des UNESCOWeltkulturerbes steht, bezaubert mit einer Vielzahl an Gässchen und
Bauwerken aus dem Mittelalter. Weiter unten liegt die Neustadt, durchsetzt mit Gebäuden aus der Sowjetzeit. Über touristische und kulturelle Attraktionen hinaus ist Tallinn heute ebenfalls ein bedeutendes Industriezentrum und ein wichtiger Ostseehafen mit einer guten Anbindung zu dem weniger als 100 km entfernten Helsinki. Überdies haben mehr als die Hälfte der Firmen des Landes ihren Sitz in der Hauptstadt.
Tallinn © Entreprise Estonia
Im Herzen der Altstadt von Tallinn erhebt sich majestätisch die Kirche des Heiligen Olaf, eine wertvolle Perle europäischer Baukunst, deren erste Erwähnung auf das Jahr 1267 zurückgeht. Im Mittelalter ist sie mit ihren 124 m die höchste und wohl auch die beeindruckendste Kirche in ganz Europa. Nach einem Brand im Jahr 1433 muss die Kirche restauriert werden. Dieses unvergleichliche architektonische Meisterwerk zeugt von der Pracht der Stadt im Mittelalter, als diese vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebt. Anfang des 16. Jahrhunderts wird die Kirche des Heiligen Olaf mit einem Kirchturm von 159 m Höhe zum höchsten Gebäude der Welt ausgebaut. Die Legende besagt, dass Olaf der Name des Erbauers der Kirche gewesen ist. Dieser habe damals folgenden Handel mit den Adligen von Tallinn abgeschlossen: Falls es ihm gelingen sollte, seine Identität geheim zu halten, so solle er für die Errichtung der Kirche bezahlt werden, sollte sein Name jedoch entdeckt werden, erhielte er keinen Lohn. Nachdem die Tallinner seinen Namen in Erfahrung gebracht hatten, riefen sie ihn, als er gerade dabei war, den Glockenturm fertig zu stellen. Vollkommen überrascht fiel Olaf daraufhin herunter. Am Ort seines Aufpralls sind heute noch eine versteinerte Schlange und Kröte zu sehen. 1991 nutzte der KGB den spitzen Turm der Kirche als Funksender.
Kirche des Heiligen Olaf © Entreprise Estonia
Gesang gilt als Visitenkarte der Esten, was u.a. dadurch veranschaulicht wird, dass das Museum für Estnische Literatur mehr als 1,3 Mio. Seiten an Volksliedern aufbewahrt. Abgesehen von seinem Wert als Tradition stärkte der Gesang ab dem 19. Jahrhundert auch den Zusammenhalt im Volk und erlangte so wirkliche nationale Bedeutung. Es kam also nicht von ungefähr, dass beim Kampf für die Unabhängigkeit im Jahr 1988 ein Drittel der Bevölkerung seine politischen Forderungen singend auf dem Sängerfeld in Tallinn darbrachte. Daher rührt auch der Begriff „singende Revolution“. Das musikbegeisterte Volk der Esten rühmt sich großer und international renommierter Dirigenten (Neeme Järvi, Eri Klas) und Komponisten (Arvo Pärt, Erkki-Sven Tüür). Und im Jahr 2001 gewann Estland den Eurovision Song Contest. Musik in den vielfältigsten Stilen – von zeitgenössischer bis hin zu mittelalterlicher Musik, von Jazz bis Pop und von Volksmusik bis Kirchenmusik – zieht stets Massen von Zuhörern an. Im Jahr 1869 fand das erste gesamtestnische Sängerfest in Tartu statt. Dieses Fest wird nunmehr alle fünf Jahre in Tallinn auf einer Bühne, auf der bis zu 30.000 Sänger Platz finden, veranstaltet. Der Volksmund sagt: „Bei diesem Sängerfest singt die Hälfte der Esten, und die andere Hälfte hört zu“.
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